Texte aus meinem Buch

Vorabauszüge aus meinem in Kürze erhältlichen Buch

Dein Körper ist die beste Wahrsagerin. Keine Kartenlegerin oder gar Medium schafft es,
eine so ehrliche, konkrete Aussage über deine Ängste, Nöte und Möglichkeiten zu
verraten. Vertraue deinem Freund, dem Körper, und du läufst einem leichteren und
lebendigeren Leben direkt in die Arme.
Mit dem besseren Verstehen deines eigenen Körpers kannst du die Zukunft einfacher und
sinnvoller gestalten. Eine anerzogene Sichtweise veranlasste uns, bisweilen Angst vor
dem eigenen Körper zu haben. Doch diese Angst ist unbegründet.
Wir betrachten hier in der Praxis verschiedene Aspekte des Lebens, vor allem Aspekte
von Krankheitssymptomen aus der Sicht unseres Körpers. Sie lassen uns erkennen, dass
wir einfach perfekt sind und eine Erkrankung immer einen Sinn macht.

 

„Schatz, wir müssen reden, sagt dein Körper“
1. Liebeserklärung an den Körper

Lassen wir uns so beginnen: Ich spreche im Namen unseres Körpers, der zwar oft auf
sich aufmerksam macht, aber manchmal nicht wirklich gehört wird.
Denn nicht selten werden die Lebenszeichen, die unser Körper von sich gibt, falsch
gedeutet oder sofort unterdrückt. Das liegt daran, dass manchmal die Angst im
Vordergrund unseres Denkens steht und uns daran hindert, den Signalen des Körpers
überhaupt Aufmerksamkeit schenken zu wollen: Angst vor Mangel, Angst vor Schmerz
und ganz allgemein Angst vor Krankheit.

Viel zu oft verschwindet das Geschenk, das uns unser wunderbarer Körper in Form eines
Symptoms macht, unausgepackt und mit bunten Pillen als Beigabe in einer Schublade,
wo es sich entweder auflöst oder hart und unschön wird.
Es ist eine wertvolle Erfahrung, die Angst vor dem eigenen Körper zu verlieren. Wir dürfen
lauschen und neugierig auf die Hinweise unseres Körpers achten, seiner Sprache zuhören
und unserem Inneren vertrauen.

Freilich sind die Neuerungen der Pharmaindustrie eine wertvolle Bereicherung. Und doch
ist es möglich, sich fast schon freudig von der Angst vor dem eigenen Körper zu
verabschieden und mit Humor die Sprache unseres Körpers zu verstehen. Dann verlieren
wir die Panik und Unsicherheit und es entstehen neuartige Gespräche mit unserem
Körper, unserer wirklichen Heimat.

Lassen wir uns so beginnen: Ich spreche im Namen unseres Körpers, der zwar oft auf
sich aufmerksam macht, aber manchmal nicht wirklich gehört wird.
Denn nicht selten werden die Lebenszeichen, die unser Körper von sich gibt, falsch
gedeutet oder sofort unterdrückt. Das liegt daran, dass manchmal die Angst im
Vordergrund unseres Denkens steht und uns daran hindert, den Signalen des Körpers
überhaupt Aufmerksamkeit schenken zu wollen: Angst vor Mangel, Angst vor Schmerz
und ganz allgemein Angst vor Krankheit.

Viel zu oft verschwindet das Geschenk, das uns unser wunderbarer Körper in Form eines
Symptoms macht, unausgepackt und mit bunten Pillen als Beigabe in einer Schublade,
wo es sich entweder auflöst oder hart und unschön wird.
Es ist eine wertvolle Erfahrung, die Angst vor dem eigenen Körper zu verlieren. Wir dürfen
lauschen und neugierig auf die Hinweise unseres Körpers achten, seiner Sprache zuhören
und unserem Inneren vertrauen.

Freilich sind die Neuerungen der Pharmaindustrie eine wertvolle Bereicherung. Und doch
ist es möglich, sich fast schon freudig von der Angst vor dem eigenen Körper zu
verabschieden und mit Humor die Sprache unseres Körpers zu verstehen. Dann verlieren
wir die Panik und Unsicherheit und es entstehen neuartige Gespräche mit unserem
Körper, unserer wirklichen Heimat.

Ich möchte in diesem Buch aus meiner täglichen Praxis erzählen. Oft entdecken
Menschen hier, dass noch mehr hinter ihren Beschwerden steckt, als sie auf den ersten
Blick denken würden. Diese Erfahrungen sind sehr individuell, denn jedes
Krankheitssymptom hat eine eigene Geschichte, und kein Schmerz ist wirklich mit dem
anderen vergleichbar. Jeder Köper spricht in seiner ganz speziellen Sprache.
Dieses Buch bietet keine Anleitung zur Körpersprachen-Übersetzung, und es ist wenig
sinnvoll, eigene Symptome 1:1 mit den Beispielen im Buch zu vergleichen. Kein Lexikon
der Welt und keine Internetseite wird uns die vielen kleinen Aufmerksamkeiten unseres
Körpers einzeln aufgliedern, aufmalen oder zeigen können. Das ist auch nicht Ziel unserer
Begegnung. Jeder Mensch ist ein kleines Universum für sich und jeder Körper ist
einzigartig. Die Beispiele im Buch können aber einen Einblick in die Schönheit unseres
Körpers bieten – und eine Idee von der Ursache und dem Wozu von sogenannten
Symptomen und Schmerzregionen bieten.

Unser Körper ist genial. Auch wenn wir ihn leider oft beschimpfen und seine Funktionen
als unzureichend einordnen, meint es unser Körper immer und zu jeder Sekunde gut mit
uns. Wie ein kleines Tierbaby versucht unser Körper einfach zu überleben, mithalten zu
können, beim Rudel bleiben zu dürfen. Dafür tut unser Körper sein Menschenmöglichstes
und möchte uns eine hilfreiche Stütze in unserem physischen Leben sein. Er gibt uns,
was wir wirklich brauchen – auch manchmal sogar konkrete Hinweise für einen
Neuanfang.

Hast du dich schon mit der Einzigartigkeit, der wundervollen Sinnhaftigkeit deines
Körpers bekannt gemacht? Beachte einmal, wie stabil und gleichzeitig weich der
strategisch gigantische Aufbau der Knochen ist und wie genial die hochkomplizierten und
fast undurchschaubaren Stoffwechselvorgänge sind. Schau dir das lenkende und
reagierende Hormonsystem an. Das wundervoll denkende Gehirn, das zielsichere
Bauchgefühl. Füße, die uns durch unser Leben tragen. Hände, mit denen wir unser Leben
begreifen und formen – jeden Tag aufs Neue. Arme die halten, tragen, wegschubsen und
stemmen können. Beine, die rennen, gehen und uns zum Sitzen bringen. Unser
wundervoller Bauch, der alles schluckt, verdaut, für Energie sorgt. Blut, welches uns in
Schuss hält. Ein Herz, das pumpt, liebt und brechen kann.

Die kleinen Unebenheiten, Unvollkommenheiten, Bögen und Dellen, alles ist an seinem
Platz und so, wie wir es brauchen. Wie wir es wollen. Kein Körperteil eines Menschen
reagiert zufällig mit Symptomen, Aussehen, Formung und Übersensibilität. Unfälle mit
entsprechenden Risswunden oder Frakturen passieren nicht zufällig an genau dieser nun
„demolierten“ Stelle. Damit jemand sich einen Knochen an einer bestimmten
Körperregion brechen kann, müssen Voraussetzungen vorhanden sein. In einem
passenden Bereich gibt es eine ganz bestimmte Weichheit, Härte, poröse Stelle, die
freilich vor dem Unfall nicht diagnostiziert wurde. Warum auch? Sogenannte Unfälle sind
häufig dumme Zufälle, eher Kleinigkeiten, wie von der zweiten Stufe der Leiter zu stürzen.
Nur wenn unser Körper einen Grund hat, sich zu verletzen, kommt es beim Stolpern oder
Ausrutschen auch zu einer entsprechenden Wunde, Störung oder, wie wir es dann
nennen, einer Krankheit.

Ist dann das Symptom erst einmal da, ist der erste Reflex, es so schnell wie möglich
loswerden zu wollen. Strategien zur Vermeidung von Schmerz gibt es so viele wie
Sandkörner am Strand. Menschen sind sehr erprobt darin, Schmerz nicht als Chance
wahrnehmen zu wollen oder als Erfahrung, die es zu durchleben gilt. Unangenehm ist es
sicher, das bezweifelt niemand. Sich die Situation schön reden, meine ich auch nicht.
Sondern im Hier und Jetzt dem Körper Be-Achtung und nicht VER-Achtung zu schenken.
Ja, ich weiß, leicht ist es nicht aber wertvoll und hilfreich für die jetzige Lebenssituation
Natürlich ist es einfach, wenn es zwickt oder zwackt, eine erprobte Tablette einzuwerfen.
Viel trinken, kurz abwarten – schon ist der Schmerz weg. Die neusten medizinischen
Forschungen und Entwicklungen erlauben uns, trotz Wehwehchen schnell
weiterzumachen. Und die Werbung suggeriert dem modernen Menschen, dass wir gut
gelaunt ins Kino gehen können, obwohl wir wegen lästiger Kopfschmerzen schon kurz
davor waren, dem Freund abzusagen. Wir müssen nur die Kopfschmerztablette
schlucken, schon ist alles beim Alten.

Unsere moderne Medizin ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass es sogar ihr
erklärtes Ziel ist, Gesunde als asymptomatisch Kranke zu definieren. Wirklich Heilen und
gesund sein ist ein unlukratives Geschäft, denn wer gesund ist, gibt kein Geld für
Medikamente aus. Das Feld an Produkten und Präparaten, die nur Symptome
bekämpfen, ohne auf die Ursachen einzugehen, ist endlos, ebenso die Möglichkeiten und
Strategien, daran zu verdienen.

Der Wunsch, Leidende wirklich von Krankheit zu heilen, ist so alt wie die Menschheit
selbst und war der Antrieb für unzählige Entdeckungen und Errungenschaften. Angeblich
schädliche Bakterien können vernichtet, Lepra geheilt, Frakturen verdrahtet werden.
Großen Dank an alle Denker, die nächtelang, zunächst höchst verborgen und zum Teil in
Selbstversuchen, alles getan haben, um der Menschheit große Hilfe zu leisten. Großen
Dank und Hochachtung an alle Notfallmediziner, Hebammen, Kardiologen, Internisten,
Allgemeinärzte, Chirurgen, Anästhesisten. Nicht zu vergessen – dem wundervollen
Pflegepersonal, welches meist über die menschlichen Grenzen hinaus für das Wohl der
Patienten sorgt. Dank an alle Therapeuten, Psychologen, Rehabilitationseinrichtungen für
ihre Geduld, Kraft und ihren Einsatz. Ihnen allen verdanken Millionen Menschen ihr Leben.
Ein verändertes Bewusstsein zum eigenen Körper, zum Heilsein, zum eigenen Leben,
macht jedoch die Heilung auch unter Behandlung viel leichter und schneller möglich.
Zuerst frage dich doch einmal, was dein Körper für dich bedeutet. Ich persönlich sehe
meinen Körper als mein Haus, mein Fahrgestell, meinen Fühler, Seher, Hörer, mein
Aktionspotenzial. Mit meinem Körper kann ich Geld verdienen, lesen, schreiben,
nachdenken, mir einen Partner suchen und überhaupt alles Erdenkliche tun.

Beim Besuch der Ausstellung „Körperwelten“ höre ich gern anderen Besuchern zu, wie
sie die dort ausgestellten Präparate kommentieren:
„Wie war das nochmal? … Ist das die Leber? … Wie groß ist die eigentlich? … Wo liegt
die Milz, links oder rechts? … Ist links jetzt in meinem Körper oder wird das nicht immer
in Draufsicht dokumentiert, wie wenn der Arzt jetzt mir gegenübersteht? … Was und wo
ist der Meniskus? Da wurde ich doch schon operiert. … Ach, so sieht eine Hand von
innen aus. Wie interessant! … Und die Ursprünge der Fingermuskulatur sind zum großen
Teil im Unterarm? Darum heißt mein Handtrainer also Unterarm-Trainer?!“

Auch in meiner Praxis befinden sich mehrere Modelle und Skelette vom menschlichen
Körper. Wenn meine Patienten diese ansehen, weise ich sehr deutlich darauf hin, dass sie
in Originalgröße sind. „So ein Modell bist genau genommen du selbst. He, das bist du, so
siehst du von innen aus, das ist nicht irgendetwas Fremdes, Eigenartiges, das bist du!“
Manchmal erschrecken dann die Menschen, weil dadurch der Bezug zu einer möglichen
Zerbrechlichkeit, Verletzung und Veränderung näher in den Fokus rückt. Plötzlich wird
klar, dass alles auch endlich ist. Ganz direkt wird das Skelett Bestandteil der eigenen
Körperwahrnehmung.

Derselbe Effekt ist oft beim Betrachten von detaillierten Anatomie-Bildern in allen
Variationen und Darstellungen zu spüren. Sich dem eigenen Innenleben zu nähern,
scheint viele noch zu ängstigen. Die meisten Menschen haben das Kochbuch und die
Steuerregeln griffbereit, ein Anatomie-Atlas ist eher seltener anzutreffen. Dabei wäre das
doch ein ganz wichtiges Buch in jedem Haushalt. Es lohnt sich, einmal im Internet nach
ihnen zu stöbern, wo wir auch Zugang zu vielen Informationen über unseren Körper und
Symptome, Verlauf, Heilungsprognosen finden.

Wie wärs mit einem kleinen Telefonat mit unserem Körper? Wenn ein Freund uns braucht,
rufen wir ihn ja auch öfter an, um ihm zu zeigen, dass wir an ihn denken. Manchmal
unternehmen wir etwas gemeinsam oder machen ihm mit kleinen Geschenken einen
Freude. Unsere Beine sind zum Beispiel solch treue Freunde. Sie tragen uns seit vielen
Jahren. Immer genau so, wie wir es möchten und genau dorthin, wohin wir wollen. Also
klingeln wir doch mal bei unseren Beinen an. Erst bei dem einen, dann fühlen wir in das
andere hinein.

„Hallo, liebes Bein, wie groß bist du? Wie stark bist du? Vielleicht schon mehr oder
weniger ruiniert oder ramponiert? Vielleicht bist du dick, dünn, mit Krampfadern, hast also
einen Klotz an dir hängen oder bist ganz fein und dünnhäutig. Du, mein liebes Bein,
erlaubst mir zu sitzen, zu stehen, zu laufen, zu kriechen, zu hüpfen, zu joggen, Kinder auf
den Schoß zu setzen. Danke, dass du immer für mich da bist.“
Ups, da ist noch sehr viel, was unsere Beine alles leisten. Wenn’s mal nicht alles wie
geschmiert läuft, merken wir das sofort, wenn nichts schmerzt, vergessen wir sie aber
auch oft. Schenken wir unserem Körper doch regelmäßig unsere ganz ungeteilte
Aufmerksamkeit, wie es sich unter besten Freunden gehört.

Durch ihn und nur mit ihm, werden uns viele Gelegenheiten und sinnliche Freundlichkeiten
ermöglicht. Es kann lustig sein, sich in diesem Zusammenhang nochmal Otto Waalkes
Sketch „Der menschliche Körper“ anzusehen: „Milz an Auge: Ich sehe was, was du nicht
siehst. Auge an Milz: Das glaubst du doch selber nicht, du blinde Nuss!“
Tausende Male erzählen mir Patienten, dass es ihnen nicht klar war, wie groß die
Einschränkungen im Alltag sind, wenn dieses oder jenes Körperteil nicht mehr
funktioniert.

Doch wollen wir tatsächlich die Möglichkeit außer Acht lassen, an schmerzhaften
Erlebnissen zu wachsen? Ist es überhaupt so, dass der Mensch nur durch Leid lernen
kann?

Jede Kleinigkeit im Alltag ist speziell und wird dann Zufall genannt. Dir fällt nur etwas zu,
wenn du es brauchst. Klar, wir haben alle unsere Wissensgebiete und Vorlieben. Mit dem
menschlichen Körper befassen sich wenige, außer wenn sie beruflich damit zu tun haben.
Eine Operation ist nicht nur eine Reparatur oder ein Austausch einer Funktionseinheit. Am
Ende braucht der Körper Zeit zum Ausheilen, Fließenlassen, Gedeihen. Wir benötigen
Pflege, Liebe, Geduld und Zuwendung zum eigenen Ich.
Übernimmt der Patient ein Stück der Verantwortung für sich selbst, wird die Heilung des
Körpers erheblich erleichtert.

Gespräche mit deinem Herzen: ein erster Versuch, sich selbst näher zu kommen.
Hast du schon einmal mit deinem Herzen gesprochen? Versuch es doch mal so:
„Wie siehst du aus, mein Herz? Wie groß bist du? Du, liebes Herz, schlägst schon so
lange, Sekunde für Sekunde für mich. Hältst alles in Schwung, unermüdlich, egal ob ich
wache oder schlafe, traurig oder fröhlich bin. Du, liebes Herz, schlägst immer. Eigentlich
gehört dir mindestens ein Managergehalt, zusätzlich Weihnachtsgeld und das 14.
Monatsgehalt, weil du niemals Urlaub machst.“

Umarme doch einfach mal dein Herz! Oder lausche für ein paar Minuten dem Herzschlag
deines Partners oder deines Kinder – Ohr auflegen und zuhören. Dieser Ton, diese
Gleichmäßigkeit lässt Demut in uns entstehen. Mit dem Herz sprechen ist so wichtig:
„Hey, wie geht es dir? Was brauchst du?“
Antoine de Saint-Exupéry hat das Geheimnis am besten auf den Punkt gebracht: „Man
sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Unser Herz beginnt am 20. Tag nach Einnistung der befruchteten Zelle im Mutterleib zu
schlagen.

Hier lege ich mich nicht auf den Tag genau fest, denn zum einen werden in den
Recherchen unterschiedliche Zahlen genannt, zum anderen sind diese Fakten auf
Laboruntersuchungen zurückzuführen. Das Pulsieren entsteht durch eine rhythmische
Abgabe von Elektroimpulsen. Später übernimmt der Sinusknoten diese Funktion und
bringt, ebenfalls über Elektroimpulse den Rhythmus des Herzens in Schwung. Darum
halte ich es, nebenbei bemerkt, für sehr unklug, die Handys in der linken Brusttasche zu
tragen. Aber sagen wir mal, mit 3 Wochen entscheiden wir uns definitiv dafür, hier auf
Erden leben zu wollen.

Das sagt unser Herz. Mit zunehmendem Alter gerät das kleine Herz dann in
Vergessenheit, es wird zum Organ, zur Maßeinheit, zum Messen der sogenannten
Körperbefindlichkeit herangezogen. Letzen Endes sterben wir dann alle an Herzversagen,
egal, was dem Ganzen vorausging.

Unser Herz ist weitaus mehr als nur die Pumpe, die unser Blut durch die Adern befördert
und irgendwann aufhört, zu schlagen. Joe Dispenza schreibt in seinem Buch „Werde
übernatürlich“: „1991 zeigt J. Andrew Armour, dass das Herz im wahrsten Sinne des
Wortes seinen eigenen Geist hat. Es verfügt über ein Nervensystem aus bis zu 40 000
Neuronen, das unabhängig vom Gehirn funktioniert und als Herzgehirn bezeichnet wird.
Von da an gibt es das Wissenschaftsgebiet Neurokardiologie.“

Unser Herz bestimmt die Denkweise in unserer Kindheit, wir weinen, lachen und spielen
aus ganzem Herzen. Mit kindlicher Herzlichkeit rühren wir die großen Menschen. Auch
Vergebung kann einzig und allein aus dem Herzen geschehen. Mit unserem Verstand sind
wir zwar in die Lage versetzt, Geschehnisse aus der Vergangenheit zu überdenken und zu
akzeptieren. Wirkliches Verzeihen kann ich nur über das versöhnte Herz in Gang bringen.
Werde übernatürlich, Dr. Joe Dispenza

Manchmal sitze ich vor Menschen und kann mit den Erzählungen dieser Menschen nicht
sofort mitfühlen oder verstehen. Dann habe ich mir angewöhnt folgenden Satz zu denken:
„Ich hab dich so lieb.“
Kaum ist der Satz gedacht, entsteht wie von Geisterhand geführt augenblicklich ein neues
liebevolles Gefühl gegenüber meinem Gesprächspartner.

Probiere das doch einmal aus:
Du sprichst mit einem anderen Menschen und kannst seiner Meinung verstandesmäßig
nicht ganz zustimmen. Dann denkst du dir diesen Satz :„Ich hab dich so lieb.“
Und schwupp, wirst du leibhaftig erleben, dass sich dein Gefühl sofort ändert und du
Mitgefühl aus dem Herzen entwickelt hast.
Höre im Zweifelsfall auf dein Herz, nicht auf das Gehirn. Es ist ja eine uralte Weisheit,
dass das Herz immer den richtigen Weg weiß.

Neulich erzählte mir eine Freundin, sie hätte zufällig ihren Blutdruck gemessen und der
Wert wäre schulmedizinisch und nach Skala eingeteilt zu hoch. Symptome oder
Schmerzen hatte sie keine. Aber sie war beunruhigt, da der Wert eben hoch sei. Beim
Nachfragen, was denn gerade los ist, was sie benötigt, um überhaupt noch in „Schwung
bleiben“ zu können, erzählte sie, dass die Arbeitsstelle so ätzend sei, dass sie am liebsten
tot umfallen möchte. Na, da sagt das Herz freilich: „Meine Liebe, so geht das nicht, wir
haben noch ganz viel vor, wir werden gebraucht. Also bevor du jetzt in die Leblosigkeit
verfällst, bringe ich als Herz kurz Schwung in den Laden und pumpe etwas schneller und
fester und mit etwas mehr Druck, denn so können wir das Gesamtsystem unseres
Körpers prima erhalten.“

Was machte meine Freundin aber schon in ihrer erlernten Angst? Sie googelte nach
Herzmedikamenten bis hin zu Betablockern. Stellen wir uns das jetzt aus Sicht des
Körpers vor!

Das Herz ermöglicht ihr gerade, die jetzige Situation glimpflich zu meistern, und sie sucht
in alter Gewohnheit nach Medikamenten, um das Notfallprogramm zu stoppen. Die Angst
kann sich in so einem Fall hochschaukeln. Haben wir erst einmal Furcht vor Schlaganfall,
Hirnschlag und darüber hinaus eine große Auswahl an Wahnvorstellungen
verschiedenster Krankheitsbilder, reagiert unser Herz mit all seiner liebevollen Herzlichkeit
und pumpt feste weiter dagegen an, bis der Besitzer vielleicht versteht und begreift, dass
der ganze Zinnober völlig ungerechtfertigt und doch eigentlich alles im Lot ist.
Das Herz weiß ja nichts davon, dass es bei Google und Co. alles Mögliche an
Schreckensutopien gibt, die der Mensch als einzige Wahrheit versteht.
In meiner Praxiserfahrung hat sich gezeigt, dass Probleme mit dem Herzen sehr oft mit
dem Thema Herzlichkeit und Revierabgrenzung zu tun haben.

Fragen wie „Wer tritt auf meiner Persönlichkeit herum?“ oder „Wer überschreitet gerade
massiv meine Grenzen?“ sollten hier zugelassen werden. Wir sprechen von
Herzensangelegenheiten, überbringen herzliche Grüße, unser Herz bricht bei
Liebeskummer. Wenn jemand bedrückt aussieht, hat er etwas auf dem Herzen.
Möchte jemand über seine Gefühle sprechen, schüttet er uns sein Herz aus. Wenn
jemand geradeheraus sagt, was er denkt, trägt er das Herz auf der Zunge. Wenn jemand
Angst bekommt, rutscht ihm das Herz in die Hose. Ist jemand erleichtert, fällt ihm ein Stein
vom Herzen. Jemand kann ein Herz aus Gold oder ein Herz für Tiere haben. Oder beides.
Unser Wortschatz ist voll von Redewendungen die eine Verbindung von Gefühl und Herz
beschreiben.

Alles, was uns am Herzen liegt, machen wir mit Freude und Schwung. Damit ist unser
Herz unser intimster Vertrauter. Wir hören auf unseren Herzensweg und sollten unserem
Herzen gegenüber auch ein gebender Freund sein.
Rat unseres Körpers anzuerkennen?
Lass uns einmal über das WOZU nachdenken.
Unsere Vorstellung von Krankheit und Gesundheit
Stell dir vor, du gehst zum Arzt und sagst, „Guten Tag, Herr Doktor, mein Körper macht
mir gerade Rückenschmerzen und eine dicke Leber. Was, Herr Doktor, möchte mir die
Weisheit meines Körpers sagen? Ich verstehe das gerade nicht prompt, bitte lassen Sie
uns gemeinsam schauen, was da gerade gebraucht wird!“

Der Arzt würde uns vielleicht etwas seltsam angucken. Vielleicht weil er gewohnt ist, dass
Patienten eher mit einer Konsumenten-Mentalität zu ihm kommen und Symptome und
Schmerzen so schnell wie möglich mit einem Medikament aus dem Weg räumen wollen.
Wenn der Arzt allerdings einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, wird er uns zustimmen.
Denn der Körper gibt uns alles, was wir gerade am Dringendsten brauchen und
manchmal zeigt er uns mit einer sogenannten Krankheit, was wichtig und notwendig ist.
Leider interpretieren wir die Signale unseres Körpers wieder und wieder falsch. Uns wurde
von Kindheit an beigebracht, dass Krankheit etwas Schlimmes sei, was schleunigst
ausgemerzt werden muss.

Vor etwa tausend Jahren begann man, den menschlichen Körper zu sezieren, um die
einzelnen Organe zu inspizieren. Den menschlichen Körper zu untersuchen, war für die
damalige Zeit eine fortschrittliche Maßnahme, denn beim Zerlegen von Tieren, die man
zur Nahrung brauchte, hatte man bereits so manches interessante Detail entdeckt. Damit
waren die Voraussetzungen geschaffen worden, auch den menschlichen Körper zu
begreifen.

Doch die wirklich weiterführenden Erkenntnisse ließen noch auf sich warten, weil die
einzelnen Bestandteile des Körpers mit ihren genialen Funktionen und Verbindungen zu
benachbarten Organen vollkommen isoliert voneinander betrachtet wurden. Leider sind
wir Menschen auch heute noch erst am Anfang des Verstehens. Wie grandios wäre es,
die Zusammenhänge von Scheitel bis zur Sohle wirklich sehen und erfassen zu können.
Wir operieren an einem einzelnen Organ und wundern uns, wenn dann andere Organe
reagieren und die Krankheit immer noch vorhanden ist. Diese wird anschließend dann mit
Medikamenten unterdrückt. Was, wenn also die Krankheit umbenannt würde?

Krankheit impliziert automatisch in unseren Gedanken und Köpfen: Das muss schnell
weg! Das ist ungut! Das ist falsch, und ein anderer, sprich ein Arzt, muss mir helfen, das
zu beseitigen. Einige meiner Patienten haben kaum noch Zeit für sich und für Reisen und
Hobbys, weil fast täglich Arzttermine vorgesehen sind. Wie krank ist das denn? In den
Köpfen der „Geiz-ist-geil-Gesellschaft“ ist außerdem fest verankert, dass die bisher
eingezahlten hohen Krankenkassenbeiträge ja schließlich nun auch ausgenutzt werden
müssen.

Ähnlich wie bei einer Lebensversicherungspolice, die dann nach vielen Jahren Einzahlung
auch irgendwann eine Ausschüttung der Beiträge verspricht.
Was nun, wenn wir diese Beiträge mal locker als Sozialabgabe abbuchen und uns dem
Eigentlichen zuwenden: der Sprache und der Weisheit des Körpers? Krankheit im Sinne
des Sozialversicherungsrechts ist eine Störung des körperlichen oder seelischen
Wohlbefindens. Bei Wikipedia heißt es: „Krankheit […] ist ein Zustand verminderter
Leistungsfähigkeit, der auf Funktionsstörungen von einem oder mehreren Organen […]
beruht.“

Die Herkunft und die ursprünglichen Bedeutungen des Wortes „krancheit“ gehen der
Ursache doch wirklich besser auf den Grund als ein Röntgenbild, denn das Röntgenbild
zeigt das Ergebnis der Erkrankung und nicht deren Ursache. Wir fragen uns dann
nämlich: „Wo bin ich gestrauchelt? Wo fühle ich mich besiegt? Wozu brauche ich jetzt die
herbeigesehnte Bettruhe und was kann ich mit meiner jetzigen Pause erreichen? Was ist
der Hinter-Grund, der Unter-Grund meines Darniederliegens? Kann ich meinem Körper,
also mir selbst, vertrauen?“

Jetzt weißt du: Der Moment ist gekommen für ein ehrliches Gespräch mit deinem Körper.